A . N . P O E R T N E R Kunst Malerei Improvisation
A .  N .  P O E R T N E R                                                                                                                                                        Kunst                                       Malerei                                   Improvisation

E I N E   S U B J E K T I V E   B E T R A C H T U N G

 

 

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich mag ihre Bilder, genauer gesagt , mag ich sie nicht nur, sie gefallen mir sogar ausserordentlich gut. Noch dazu ,da sie einen nicht unerheblichen Platz in meinem Leben eingenommen haben - mit einer gleichermassen räumlichen wie zeitlichen Präsenz.

 

Aha! mag der Leser nun vermuten, der Schreibende steht wahrscheinlich in einem verwandschaftlichen Verhältnis zur Künstlerin; oder es handelt sich umeine professionelle Verbindung und der Autor ist ihr Galerist , weit gefehlt :

A.N. Poertner ist meine frühere Freundin.

 

Jetzt hört man das zweite Aha! geknüpft an die Erwartung, es müsse gleich eine persönlich geprägte, von freundschaftlicher Emphase getragene Lobhudelei folgen. Aber auch das ist ein Irrtum : Auch eine emotionale Verbindung erlaubt durchaus eine kritische Distanz der Beurteilung.

 

Alle Bilder von A.N. Poertner verfügen über eine unbestreitbare, starke Ausdrucksform, sowohl in der Darstellung  als auch in ihrem Inhalt. So findet sich der Betrachter darin in einer einerseits vertrauten, andererseits nicht recht greifbaren Welt wieder, in der reale Komponenten mit surreal überhöhten Visionen einer Scheinwelt gepaart sind.

Es ist durchaus möglich,dass einem die Bilder nicht gefallen oder man keinen Zugang zu ihnen findet.

 

Aber auch dann wird man zugestehen müssen, dass auf ihnen weder eine gefällige Malform, noch ein beliebiges abstraktes Sammelsurium zu sehen sind. Auch ein immerwiederkehrendes Motiv ist nicht erkennbar, höchstens was die Inhalte betrifft.

Somit zeigt jedes Bild ein neues Erleben : Fast alle Bilder von A. N. Poertner verfügen über eine sehr individuelle,

gestalterische Eigenart. Auf den ersten Blick präsentiert sich eine klare, quasi ins Auge springende Gegenständlichkeit und Aussage, die sich bei genauerem Hinsehen jedoch als eine nur sehr vage Verlässlichkeit erweist und wieder verflüchtigt. Das heisst : Ihre Bilder lassen sich weder fixieren, noch auf eine eindeutige Aussage festlegen.

 

Als nicht malender Laie habe ich beim Verfolgen des Enstehungsprozesses der Bilder häufig schnell einen passenden Titel für sie gesucht und gefunden, ihnen Namen gegeben  wie "Der Nichtssager", "Barockes Getümmel" oder

Das rote Männlein". Sie entstanden aus einem jeweils äusserlichen , spontanen Eindruck, der sich beim zweiten Blick wieder verlor.

Der Malerin gelingt es auf verblüffende Weise, mit lupenhaften Vergrösserungen im Singulären eine komplexe Welt entstehen zu lassen und gedankliche Vorgänge in bildhafte Formen umzustzen.

 

Doch ihr eigentliches Anliegen zeigt sich in der spielerisch gestalteten, teils explosieven, teils ohnmächtig wirkenden Darstellung der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer besseren Welt - eines besseren Menschen. Und aus diesem Grund sind ihre Bilder für eine "Liebling-das-wäre-doch-hübsch-über-der-weissen-Couch-im-Wohnzimmer"-Verwendung

nicht recht geeignet.

 

Die Künstlerin aber malt weiter.                                                                               CHRISTOPH  GERHARDT